16. Juli 2025 | Beach
Europameister mit Vision: Timo über Gold, Druck und die Beach-Arena für Orschel

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Interview mit Europameister Timo Günther: Ein Blick hinter die Kulissen des sensationellen EM-Titels
Nach dem historischen Gewinn der Beachhandball-Europameisterschaft 2025 in Alanya gewährt Timo Einblicke in seine Gedanken und Erfahrungen rund um das Turnier, das Finale und die Zukunft des Beachhandballs in Orschel.
Wie geht es Dir nach dem sensationellen Titelgewinn im Finale gegen Spanien?
Man realisiert Schritt für Schritt, dass man es geschafft hat. WhatsApp und Instagram explodieren mit Nachrichten, und überall sind Videos und Bilder von einem. Das ist irgendwie unwirklich. Während des Spiels ist einem nicht bewusst, wie viele Menschen dieses Finale und alle anderen Spiele wirklich sehen und für das eigene Land die Daumen drücken. Und dann haben wir noch erfahren, dass am Sonntagabend vor der Tagesschau und dem Tatort ein 5-minütiges Video über unseren Erfolg in der Sportschau in der ARD zu sehen war. Das erfüllt einen einfach nur mit Stolz und Dankbarkeit.
Im finalen Shootout warst Du der letzte Werfer des deutschen Teams und Du musstest treffen, um das Shootout in die Verlängerung zu bringen. Wie kam es dazu, nachdem Du in den Runden zuvor keinen Penalty geworfen hattest und wie bist Du mit dieser Situation maximalen Drucks umgegangen?
Ich war tatsächlich auch schon im Halbfinale als fünfter 2-Punkte-Schütze angesetzt. Da wir aber gegen Kroatien bei Wurf Nr. 5 nur einen Punkt zum Sieg gebraucht haben, hat dann Robin den Wurf gemacht. Gegen Spanien haben wir aber 2 Punkte bei Wurf Nr. 5 gebraucht. Daher musste ich werfen. Der Druck in dieser Situation ist natürlich enorm, und es gehen einem tausend Sachen durch den Kopf. Ich habe versucht, mich auf die Aufgabe, das Ding zu machen, zu konzentrieren. Was mir ein wenig mehr Sicherheit gegeben hat, war der Moment, als ich gesehen habe, dass Spanien keinen Torwart ins Tor stellt, sondern einen Abwehrspieler. Da wusste ich direkt, dass ich meinen Größenvorteil ausspielen kann und muss.
Es war Dein erstes großes Turnier mit der Nationalmannschaft und Du wolltest Erfahrungen sammeln. Kannst Du schon einen Aspekt benennen, den Du für Dich mitgenommen hast?
Also, ich glaube, ich war noch nie so konstantem Druck über ein ganzes Turnier ausgesetzt. Jetzt weiß ich wenigstens, was mich das nächste Mal erwartet. Ich glaube, das ist das Wichtigste, was ich mitnehmen kann, auch angesichts der World Games, die vor der Tür stehen.
Wir haben in Orschel viele aufstrebende Beachhandball-Talente. Welchen Tipp kannst Du unseren Beachhandball-Kids mitgeben?
Beachhandball ist ein unglaublich emotionaler Sport. Freude und Leid liegen sehr dicht beieinander. Ein Spiel kann genauso schnell gewonnen wie verloren werden, aber das Wichtigste ist, dass man die Siege feiert und sich von Niederlagen nicht unterkriegen lässt. Beim Beachen geht es um Spaß, und den sollte man auf und neben dem Feld niemals verlieren.
Was wünschst Du Dir für den Beachhandball in Orschel?
Wenn man bedenkt, wie aktiv Jugend und Erwachsene den Sport betreiben, wäre eine Beachanlage mit zwei Feldern ein Traum. Der eine kleine Platz, den wir haben, ist zwar besser als keiner, aber er hat nicht einmal die offiziellen Maße. Mit zwei Beachfeldern mit offiziellen Maßen könnte man den Sport nicht nur besser fördern, sondern hätte auch die Möglichkeit, ein Turnier der GBO-Serie auszurichten. Damit hätte Orschel die Möglichkeit, ähnlich wie Münster, zu einer Beach-Hochburg zu werden und vielleicht die alte Tradition des Orscheler-Bembel-Turniers für die Zukunft im Sand wiederzubeleben.
Wir sind stolz auf Timos herausragende Leistung und freuen uns darauf, Timo weiterhin auf seinem Weg zu begleiten und wünschen ihm und dem Beachhandball in Orschel eine erfolgreiche Zukunft.